In den letzten Jahren hat sich die Diskussion um den Babyblues und die postpartale Depression entspannt. Obwohl sie oft verwechselt werden, handelt es sich dabei um zwei verschiedene Phänomene, die frischgebackene Mütter betreffen. Wir haben mit Amandine Scheffer, einer Hebamme aus dem Kanton Waadt, gesprochen.
Was ist der Babyblues?
„Es kommt vor, dass man junge Mütter im Schlafzimmer weinend antrifft. Meistens gibt es keinen bestimmten Grund dafür. Selbst wenn es ihnen und ihrem Baby gut geht und die Geburt gut verlaufen ist. Es ist oft ein Überfluss, der sich entlädt“.
– Amandine Scheffer
Der Babyblues betrifft die meisten Mütter. Das ist normal und kein Grund zur Sorge, auch wenn diese Zeit nicht leicht zu überstehen ist. Normalerweise dauert der Babyblues zwei bis drei Tage. In manchen Situationen kann dieses Phänomen auch etwas länger dauern. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Stillen etwas schwierig ist oder/und sich Müdigkeit ansammelt.
Man darf nicht vergessen, dass dein Körper nach neun Monaten Schwangerschaft alle körperlichen, hormonellen und psychologischen Veränderungen, die die Geburt mit sich bringt, verkraftet. Ausserdem hast du kaum Zeit, dich auszuruhen, weil du dich um das Baby kümmern musst. Es ist normal, dass du dich ein wenig verloren fühlst.
Wie man mit dem Babyblues umgeht
Der Babyblues klingt in der Regel nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Deine Hormone bringen sich nämlich sanft wieder ins Gleichgewicht und lassen die Symptome verschwinden. In der Zwischenzeit kann es sinnvoll sein, auf Akupunktur zurückzugreifen. Auch bestimmte ätherische Öle können verwendet werden, um die Gefühle der Mutter ein wenig zu beruhigen. Alles in allem gibt es keinen Grund zur Sorge.
Wenn du denkst, dass du an einem Babyblues leidest, solltest du mit deiner Hebamme oder den Betreuern, die deine Schwangerschaft begleiten, darüber sprechen. Dieses Phänomen ist den Medizinern gut bekannt. Wenn sich dein Zustand nach zwei Wochen nicht bessert, leidest du vielleicht an einer postpartalen Depression, die wir dir weiter unten erklären.
💜 Unser Tipp
In der Schweiz gibt es Vereine, die darauf abzielen, frischgebackene Mütter zu unterstützen. Dies ist beispielsweise bei SuperMamans.ch der Fall, die einen „Verwöhnservice“ anbieten. Die MamansABichonner werden von einer GeschenkMama zu einer Mahlzeit eingeladen. Auf diese Weise werden soziale Bindungen um sie herum geschaffen und gestärkt.
Was ist eine postpartale Depression?
Auch als postnatale Depression bezeichnet, handelt es sich hierbei um eine eigenständige Art der Depression. Die Symptome dauern länger als beim Babyblues. Es kann mehrere Monate dauern und sich steigern. Als Mutter könnten bei dir folgende Symptome auftreten:
- Appetitlosigkeit
- Schwierigkeiten, mit dem Baby allein zu sein
- Keine Freude an der Beschäftigung mit deinem Kind
- Mangelnde Bindung zu deinem Baby
- Massiver Gewichtsverlust
- Schwarze Gedanken
- Ständige Erschöpfung und Schlaflosigkeit
- Häufiges und unerklärliches Weinen
Was Sie bei Verdacht auf eine postpartale Depression tun können
Es ist nicht leicht, Schritte zu unternehmen, wenn man glaubt, an einer postpartalen Depression zu leiden. Es ist leicht, sich dafür zu schämen, obwohl es ein normales Phänomen ist, das eine von fünf Frauen betrifft.
Amandine Scheffer erklärt, dass es für eine Hebamme wichtig ist, die Mutter über dieses Phänomen zu informieren. Wenn du die oben genannten Symptome bei dir feststellst, kannst du dich ohne zu zögern an die Hebamme wenden, die sie während der Schwangerschaft betreut hat.
Heilung von postpartaler Depression
Die postpartale Depression ist eine psychische Erkrankung. Wie alle Krankheiten muss sie behandelt werden. Eine Betreuung durch einen Kinderpsychologen oder Psychiater kann der Mutter helfen, sich sanft davon zu erholen. In besonders schweren Fällen kann auch eine Therapie mit dem Baby durchgeführt werden. Auf diese Weise wird Mutter und Baby geholfen, eine Bindung aufzubauen.
Babyblues und postpartale Depression: zusammengefasst
Der recht häufige Babyblues tritt nach der Entbindung infolge eines Hormonabfalls auf. Mütter haben ein ausgeprägteres emotionales Empfinden. Es handelt sich hierbei um ein physiologisches Phänomen, das eher normal ist.
Die postpartale Depression hingegen ist eine Form der Depression, von der eine von fünf Frauen betroffen ist. Sie kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, u. a. durch das Gefühl, verloren zu sein, oder durch mangelnde Unterstützung durch die Familie.
Kann ein Mann an einer postpartalen Depression erkranken?
Ja, das ist durchaus möglich! Es gilt, einen neuen Rhythmus zu finden, es ist ein Umbruch, der mit vielen Emotionen einhergeht. Die Ursachen für eine postpartale Depression bei einem Vater können vielfältig sein:
- Eine schwierige Geburt
- Sich als „Zuschauer“ fühlen, ohne wirklich etwas tun zu können.
- Emotionale Empfindlichkeiten, die von Person zu Person unterschiedlich sind.
Im Falle einer schwierigen Geburt gibt es heute Beratungsstellen, die darauf ausgerichtet sind, die Geburt mit dem Paar zu besprechen (z. B. im CHUV). Das Ziel dieser Beratung besteht darin
- Einen Überblick über den psychologischen Zustand der Eltern haben.
- Den Eltern die Möglichkeit geben, ihre Fragen zu stellen.
- Den Eltern helfen, das Geschehene zu verarbeiten